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© Abbildung aus "Der Ursprung der Liebe" von Liv Strömquist, Avant-Verlag 2018
08.04.2018

Was soll das mit der Liebe?

Liv Strömquists Comic Der Ursprung der Welt verursachte Wirbel im analogen wie digitalen Blätterwald, als er 2017 auf Deutsch erschien. Eine Kulturgeschichte der Vulva hatte die Schwedin gezeichnet, einen feministischen, provokanten und witzigen Comic-Essay. Jetzt ist mit Der Ursprung der Liebe ein weiterer Comic von ihr übersetzt, der bereits 2010 in Schweden erschienen ist.

In Ton, Haltung und Stil ähnelt er Strömquists Debüt in Deutschland. Rotzig, cool, aus feministischer Warte und mit viel trockenem Witz kreist die Autorin um die Frage, was es mit dem Konzept Liebe auf sich hat, wann dieses auf welche Weise gesellschaftlich definiert wurde und warum – und inwiefern dabei Machtverhältnisse zwischen Frauen und Männern eine Rolle spielen.

In mehreren kurzen Kapiteln hinterfragt Strömquist Ideen von Paarbeziehungen und stereotype Männer- und Frauenrollen über Jahrhunderte hinweg und bedient sich dabei soziologischer Theorien wie nordischer Mythologie, Zitaten aus Psychoanalyse wie Popkultur. Fußnoten, mitunter launige, sind hochkant klein an manche Panelränder gequetscht. Strömquist hat keine Manschetten, wissenschaftliche Theorien, historische Begebenheiten oder mythologische Geschichten flapsig in die Gegenwart zu übersetzen.

Außerdem bringen der krakelige, fanzinige Zeichenstil in schwarzweiß und das variantenreiche und ausdrucksstarke Lettering viel Dynamik auf die Seiten. Die Schrift ist mal winzig klein, mal machen sich weiße Lettern in schwarzen Sprechblasen breit, mal springen einen fette Buchstaben im Blocksatz an, mal stehen sie schräg oder schlängeln sich über die Seite. So kommt dieser Sachcomic trotz verhältnismäßig viel Text nicht anstrengend daher, sondern ziemlich unterhaltsam. [B.B.]

Liv Strömquist: Der Ursprung der Liebe, ÜS: Katharina Erben, 136 S., Avant-Verlag, 20 EUR.

© Abbildung aus "Der Ursprung der Liebe" von Liv Strömquist, Avant-Verlag 2018
Dieser Text ist erschienen im Bonner Stadtmagazin Schnüss, Ausgabe 04/2018