Olivia Viewegs Comic Endzeit entstand 2011 als Diplom-Arbeit an der Bauhaus-Universität in Weimar. Die in Jena geborene Vieweg erzählte von Vivi und Eva, die sich nach einer Zombie-Apokalypse in einer nicht ganz freiwilligen Gemeinschaft von Weimar nach Jena durchschlagen müssen. Die beiden Städte bilden Schutzzonen in ansonsten von Untoten belagertem Gebiet, verbunden durch eine reglementierte Regionalzuglinie.
Den schmalen, beim Weimarer Indie-Comicverlag Schwarzer Turm erschienenen Band hat Vieweg überarbeitet. Mehr als dreimal so dick ist die neue Version von Endzeit, die in einer Drehbuchwerkstatt entstanden ist; der Stoff wurde 2017 im Auftrag von ZDF und Arte verfilmt.
Nicht nur der Umfang ist gewachsen, die Geschichte und die Charaktere sind jetzt komplexer und dramatischer angelegt. So hat etwa die zaghafte Vivi in der abgebrühteren Eva einen moralisch weniger aufgeräumten Gegenpol, haben beide jungen Frauen deutlich stärker mit den Gespenstern ihrer Vergangenheit zu kämpfen - und treiben mehr blutrünstige Zombies ein filmreifes Unwesen.
Die Story wirkt gelegentlich etwas überladen und hat durchaus einen Hang zum Pathetischen. Insgesamt aber ist Endzeit ein Augenschmaus. Viewegs Strich - der kindlich-niedliche Kulleraugen und flatternde Kleidchen mit halbverwesten Wesen in Kontrast setzt - wirkt dynamischer als in der ursprünglichen Fassung, ihre Zeichnungen besitzen mehr Tiefe. Dieser Eindruck entsteht nicht zuletzt dank der wunderschönen Farben. Die Koloristen Ines Korth und Arian Vom Baur lassen die Apokalypse leuchten: in flammend orangen, gelben und violetten Tönen, in Grün und Blau oder auch düsterem Grau und Braun. [B.B.]
Olivia Vieweg: Endzeit, 288 S., Carlsen-Verlag, 22 EUR.
© Abbildung aus "Endzeit" von Olivia Vieweg, Carlsen-Verlag 2018
Dieser Text ist erschienen im Bonner Stadtmagazin Schnüss, Ausgabe 05/2018