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© Abbildung aus „You & a Bike & a Road“ von Eleanor Davis, Koyama Press 2017
02.09.2018

Kraftprobe, Sinnsuche und die Liebe zum Fahrrad

Die Comiczeichnerin Eleanor Davis hat sich 2016 vorgenommen, mit dem Fahrrad von ihren Eltern in Tuscon im US-amerikanischen Bundesstaat Arizona zu sich nach Hause in Athens, Georgia zu fahren. Dazwischen liegen fünf Bundesstaaten und rund 3000 Kilometer. Ihre Motivation: Kraftprobe, Sinnsuche und die Liebe zum Fahrrad.

Allein unterwegs, hält sie Eindrücke in ihrem Skizzenbuch fest, und macht daraus später den wunderbaren Comic You & a Bike & a Road. Davis‘ Zeichnungen wirken auf den ersten Blick ungelenk und sind ohne Panels auf den Seiten angeordnet. Das erzeugt einerseits einen Flow, der gut zum relativ langsamen, aber steten Vorwärtskommen der Radreisenden passt, die mal mit dem Wind im Rücken dahin rollt und mal bergauf zu kurbeln hat.

Andererseits bilden Davis‘ Seiten eindrücklich ab, wie unmittelbar sich bei dieser Art der Fortbewegung die Umwelt wahrnehmen lässt: die Blumen und Gräser am Wegrand, die Geräusche der Nacht um die dünne Zelthaut herum, das Heulen des Windes, wenn er ordentlich von vorne bläst, das Gedränge von Autos in den Städten, wo sich die Radlerin durch den Verkehr kämpft, oder die Patrouillen der scharfen Grenzkontrollen zwischen den USA und Mexiko.

Eleanor Davis, die von ihren Eltern mit der Liebe zum Fahrrad angesteckt wurde, wie sie in im Netz zu findenden Interviews erzählt, vermittelt den Genuss des Unterwegsseins auf zwei Rädern und aus eigener Muskelkraft – besonders farbenfroh zeigt sich das auf dem Umschlag, auf dem Blumen in satten Farben blühen und sich eine Straße wie ein helles Band zwischen Wiese, Feldern und Bäumen schlängelt. Davis schildert aber genauso die Anstrengungen einer solchen Tour, vor denen ihr Körper schließlich nach etwa zwei Monaten on the road kapituliert.

Eleanor Davis: You & a Bike & a Road, Koyama Press (Toronto), 172 S., ca. 12 EUR

© Abbildung aus „You & a Bike & a Road“ von Eleanor Davis, Koyama Press 2017

Dieser Text ist erschienen im Bonner Stadtmagazin Schnüss, Ausgabe 09/2018