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© Abbildung aus "Bastard" von Max de Radiguès, Reprodukt-Verlag 2018
21.01.2019

Familienbande

May und Eugene sind zwei wie Pech und Schwefel. May hieß früher April und wird sich sich später June nennen, sie ist die toughe Beschützerin mit Knarre im Stiefel. Der für ein Kind ganz schön hartgesottene Eugene weiß mit anzupacken. Ob beim Verbuddeln eines Haufens geraubter Geldscheine im Wald oder wenn es gilt, Mays dunkle Haare zu blondieren, um unerkannt zu bleiben - aber auch an der Waffe und am Steuer schlägt er sich gut. Die beiden sind ein eingespieltes Team und fliehen in geklauten Autos durch den wilden Westen der USA, auf der Flucht vor anderen Gangstern.

Autor und Zeichner von Bastard, dieser turbulenten Geschichte um eine kleine, krasse Familienbande, ist der Belgier Max de Radiguès. Er arbeitet in Brüssel in einer - ungewöhnlich genug - frankophon-flämisch-gemischten Ateliergemeinschaft, ist Teil des Indie-Verlegerkollektivs L‘Employé du Moi und der Fanzine-Szene verbunden. In einer Heftserie ist auch #Bastard ursprünglich erschienen, bevor der belgische Verlag Casterman es als Buch herausbrachte.

Max de Radiguès‘ schwarz-weiße Zeichnungen sind weniger dem Realismus verpflichtet (die Figuren haben zum Beispiel nur vier Finger) als dem Ausdruck. Mit empathischem Strich verleiht er Gesichtern Skepsis, Wut, Angst, Freude, Interesse und lässt die Körper ihre Sprache sprechen.

Erzählt wird in flottem Tempo, rhythmisiert durch Splashpanels, die wie kurze Pausen wirken - wunderschön etwa: Eugene, der gestolpert ist und wie vom Donner gerührt vor einer aufgeplatzten Tasche hockt, inmitten von Geldscheinen - oder durch Passagen ohne Text, in denen die Zeit langsamer zu verrinnen scheint. Bastard ist de Radiguès‘ erster Comic auf Deutsch, aber seine Bibliographie umfasst mehr als ein Dutzend Comics für Jüngere und Ältere. Vielleicht bleibt es ja nicht der einzige.

Max de Radiguès: Bastard, ÜS: Andreas Förster, Reprodukt-Verlag, 192 S., 14 EUR.

© Abbildung aus "Bastard" von Max de Radiguès, Reprodukt-Verlag 2018

Dieser Text ist erschienen im Bonner Stadtmagazin Schnüss, Ausgabe 01/2019