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Abbildung aus "Alan C. Wilder Ltd. 1. Die Brücke der toten Hunde", © Carlsen Verlag GmbH
03.06.2020

Geisterjäger im Mod-Outfit

Es empfiehlt sich, diesen Comic unter der Bettdecke zu lesen. Im Dunkeln fliegen nämlich drei geisterhaft leuchtende Hunde über das Cover. Doch auch bei Licht betrachtet lässt sich dem Kindercomic Alan C. Wilder Ltd. Die Brücke der toten Hunde einiges abgewinnen. Die titelgebende Agentur verspricht Hilfe bei übersinnlichen Problemen. Alan junior hat die Firma gerade von seinem verstorbenen Vater übernommen und hat seinen ersten Fall zu lösen.

Mrs Devlin fürchtet um das Leben ihres Hundes Jasper: Sobald sie mit ihm beim Spaziergang eine bestimmte Brücke betritt, gerät Jasper außer sich und will über die Brüstung springen. Seit Jahrzehnten, berichtet Mrs Devlin, sprängen Hunde von dieser Brücke in den Tod. Für Alan ist bald klar, dass der Geist der verstorbenen Lady Dunsford hinter diesem Spuk steckt. Mit logistischer Unterstützung seiner Mutter und dem guten Geist seines Vaters im Hintergrund macht Alan sich an die Ermittlungen im Übersinnlichen. Spannend und brenzlig geht’s dabei zu. Aber zum Glück ist das patente Äffchen Lord Peter stets im richtigen Moment zur Stelle.

Zu Patrick Wirbeleits Story zeichnet Ulf K. mit klarer Linie und wunderschöner Kolorierung eine Bandbreite an Stimmungen und Schauplätzen zwischen cosy und spooky: Mrs Devlins behagliches Wohnzimmer mit Sofa und rosa geblümten Teetassen sind ebenso in Szene gesetzt wie ein aufgebrachter Geist auf dem fahl schimmernden Friedhof, die in schwarze Panels gefasste finstere Enge eines Kamins oder eine Explosion mit ordentlich "KAWUMM". Der Einsatz von Speedlines, expressivem Lettering und Symbolen macht Worte an vielen Stellen überflüssig, geschickt geschnittene Perspektivwechsel erzeugen Dynamik.

Patrick Wirbeleit und Ulf K. haben mit Alan C. Wilder 1. Die Brücke der toten Hunde einen spannenden Kindercomic geschaffen mit leichtem Gruselfaktor und einem Protagonisten, der mit seiner Mischung aus Souveränität und leichter Unsicherheit eine sympathische Identifikationsfigur abgibt. Wirbeleits pointierte Dialoge und eine Prise britisch-trockenen Humors - die bestens zu Alans Mod-Outfit passt - machen auch Erwachsenen Spaß.

Patrick Wirbeleit/Ulf K.: Alan C. Wilder Ltd. 1. Die Brücke der toten Hunde, Carlsen, 96 S., 14 EUR

Abbildung aus "Alan C. Wilder Ltd. 1. Die Brücke der toten Hunde", © Carlsen Verlag GmbH

Dieser Text ist erschienen im Bonner Stadtmagazin Schnüss, Ausgabe 04/2020