Die uralte persische Parabel Die Konferenz der Vögel wurde vor einigen Jahren vom Jungen Ensemble des Bonner Theaters Marabu adaptiert und großartig auf die Bühne gebracht. Diese Sage, in der 1000 Vögel aufbrechen, um einen mythischen König zu finden, der ihre von Krise erschütterte Welt in Ordnung bringen möge, hat auch die Hamburger Künstlerin Maren Amini als Leitfaden für ihren Comic Ahmadjan und der Wiedehopf gewählt.
Maren Amini erzählt darin die bewegte Lebensgeschichte ihres afghanischen Vaters Ahmadjan, der aus dem Pandschir-Tal am südöstlichen Hang des Hindukusch-Gebirges stammt und 1972 das erste Mal nach Deutschland kam, um Kunst zu studieren. In Ahmadjan und der Wiedehopf vermischen sich biografische Erzählung, persische Poesie, Dokumentation und grafische Kunst vom Feinsten.
Maren Aminis von ihrer Tätigkeit als Cartoonistin geschulter Strich (sie gibt Sempé als ihre große Liebe an, und liebte als Kind Gaston) ist tintenschwarz, satt und schwungvoll. Daraus entstehen Szenen, bei denen Hintergründe auf das Wesentliche reduziert sind und die Dialoge, Handlungen und Emotionen in den Vordergrund treten. Je nach Anlass leuchtende, warme, zarte oder schrille Farben, kühle oder düstere Töne setzen die Geschichte prächtig in Szene und machen diesen Comic auch zu einem Augenschmaus. Kunst ist ein essentieller Bestandteil im Leben von Tochter und Vater Amini, das wird hier auf wunderbare Weise deutlich.
Das bereichernde Glossar im Anhang erklärt Personen, Orte und Ereignisse aus der afghanischen Geschichte, aber auch aus dem Hamburg der 1970er und 80er Jahre. Ahmadjan und der Wiedehopf ist eine Ode an die Begegnung und Vermischung vielfältiger Kulturen und an die Selbstermächtigung: Die Vögel in der Parabel erkennen am Ende ihrer Suche, dass nur sie selbst es sind, die ihre Welt retten können.
Maren und Ahmadjan Amini: Ahmadjan und der Wiedehopf, Carlsen Verlag, 240 S., 26 EUR
Abbildung aus Ahmadjan und der Wiedehopf von Maren und Ahmadjan Amini © 2024 Carlsen Verlag GmbH
Dieser Text ist erschienen im Stadtmagazin Schnüss, Ausgabe 10/2024