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Abbildung aus "Magdas Apokalypse" von Chloé Vollmer-Lo und Carole Maurel, Splitter-Verlag
07.02.2018

Erwachsenwerden auf der Überholspur

Kurz vor Magdas 13. Geburtstag schlägt eine Nachricht ein wie eine Bombe: In einem Jahr wird eine Naturkatastrophe die Welt vernichten. Von einem Tag auf den anderen ändert sich in der französischen Kleinstadt alles. Mitschüler verlassen die Schule, denn wozu jetzt noch lernen? Leute brechen auf zu Selbstverwirklichungstrips.

Magdas Vater verlässt die Familie für eine neue Liebe, während ihre Mutter und die ältere Schwester versuchen, sich an eine Art normalen Alltag zu klammern. Magda selbst, frisch gebackener Teenager, aber mit ihren Stofftieren und Wuschelhaaren, T-Shirts und Turnschuhen doch fast noch ein Kind, beschließt: Wenn sie schon nicht das ganze Leben vor sich hat, will sie in ihrem letzten Jahr wenigsten so viel davon auskosten wie möglich. Erste Regelblutung, erster Sex, erste Liebe, von zu Hause ausziehen – wofür unter normalen Umständen Jahre ins Land gehen, das alles erlebt Magda in wenigen Monaten.

Zwei Französinnen, Szenaristin Chloé Vollmer-Lo und Zeichnerin Carole Maurel, schildern Magdas Apokalypse in fünf Kapiteln, vom Frühling über Sommer, Herbst, und Winter bis zum letzten Frühling. Sie erzählen so einfühlsam wie schonungslos bis zum drastischen Ende. Die starken Zeichnungen fangen Magdas Entwicklung ein, obwohl die gar nicht so sehr äußerlich stattfindet, sondern vielmehr an ihrem selbstbewussteren Auftreten abzulesen ist. Und die Farben, die Maurel gewählt hat! Der Himmel in Schwefelgelb bringt apokalyptischen Unterton, rosa Morgendämmerungen färben Momente der trotzigen Neugierde auf den Rest des Lebens, Rottöne das Aufbegehren einer Weltuntergangs-Partymeute in einem alten Schloss.

Magdas Apokalypse ist eine packende Geschichte vom Erwachsenwerden auf der Überholspur. [B.B.]

Chloé Vollmer-Lo/Carole Maurel: Magdas Apokalypse, ÜS: Monja Reichert, 192 S., Splitter-Verlag, 24,80 EUR.

© Abbildung aus Magdas Apokalypse von Chloé Vollmer-Lo und Carole Maurel, Splitter-Verlag
Dieser Text ist erschienen im Bonner Stadtmagazin Schnüss, Ausgabe 02/2018